Wie einer der schönsten Plattenbauten in Berlin steht in Paris in einem Vorort ein riesiger Wohnblock, in dem ganz offensichtlich – ein Drohnenflug zu Beginn zeigt es – die Ärmsten der Armen wohnen. Die ihr Leben schon irgendwie organisiert bekommen, auch wenn die Behörden die meisten Anfragen ablehnen. Dann geschehen zwei Dinge (fast) gleichzeitig. Der Kinderarzt Pierre wird nach dem Tod des lokalen Bürgermeisters in das Amt eingesetzt. Kurz darauf brennt eine illegale Stadtteilküche in dem Wohnblock ab. Der neue Bürgermeister greift durch und lässt das Haus komplett räumen ... um es dann abzureißen. Außerdem stellt Pierre sich zur Wahl als Bürgermeister, denn er würde das Amt gerne behalten.
Seine Gegenspielerin ist die junge, schwarze Haby, die im Archiv des Rathauses arbeitet und tagtäglich sieht, wie dort Menschenrechte mit Füßen getreten werden. ,Die Unerwünschten‘ erzählt auch ihre Geschichte... Ladj Ly kennt die Szene, die er hier beschreibt, genau. Seine ersten Aktionen als Jungfilmer galten dem alltäglichen Terror der Polizei. Lys Aufnahmen waren Beweismittel in Prozessen gegen Polizisten. Mit ,Les misérables‘ hat er 2019 diese Geschichte erzählt: aus der Sicht der Polizisten und mit einem desaströsen Ende.
Sein neuer Film – im Original schlicht ,Bâtiment 5‘ genannt (also z.B. Haus oder Block 5) – weitet den Blick auf das unmenschliche Verhalten der Behörden gegenüber den Menschen, die fast mittellos in den Pariser Vorstädten leben. An der Seite der jungen Schwarzen Haby tauchen wir tief ein in die Szene, aber auch in den erbitterten Kampf um mögliche Lösungen.
Pressestimmen
"Ladj Ly macht in ’Die Unerwünschten’ die französischen Vorstädte zum Schauplatz eines aufwühlenden Klassenkampfes mit einer unerschrockenen Heldin.", schreibt artechock.
Die taz schreibt: "Ly zeigt sich in ’Die Unerwünschten’ als wütender Chronist des Systems Banlieue. Er schlägt sich explizit auf die Seite der Marginalisierten und haut mit Zorn auf die emotionale Klaviatur" Und: "Zugleich kann man sich Lys Film, seiner kompromisslosen Operation am offenen Herzen gegenwärtiger inhumaner Diskurse, wie wir sie auch in Deutschland erleben, schwer entziehen."
Regie Ladj Ly
Drehbuch mit Giordano Gederlini
Kamera Julien Poupard
Musik Pink Noise
Besetzung Anta Diaw, Alexis Manenti, Aristote Luyindula, Steve Tientcheu, Aurélia Petit, Jeanne Balibar, Bass Dhem
FR 2023, 100 Min., frz.OmU