Kinder im chronischen Stress: Laura schreit 14 Stunden am Tag; Anna kämpft mit ihrer Mutter um alles; Lucy hat noch keine Nacht durchgeschlafen; Joshua wird schnell wütend und beruhigt sich nicht mehr; Mohammed Ali kratzt sich blutig; Felix trinkt nur Milch, die er gleich wieder erbricht; Zahra isst nur noch Pommes mit Chicken Nuggets.
Wir sind in der Abteilung für Pädiatrische Psychosomatik der Kinderklinik Gelsenkirchen. Dort wird den gestressten Familien geholfen, indem das Kind und (zumindest) ein Elternteil drei Wochen in der Klinik leben. Der Psychologe Dietmar Langer hat dieses Programm entwickelt, in dem er – neben konkretem Verhaltenstraining – den Eltern vermittelt, wie ihre Kinder ticken: Was sie von uns brauchen (und was nicht). Ein Programm, das von den Kindern, aber auch von den Eltern allerhand abverlangt.
Der Film von Jörg Adolph und Ralf Bücheler begleitet sechs Familien durch ihren Besuch in der Klinik: Wir sehen die Verzweiflung der Eltern, ihre Fortschritte, Verständnis, Rückschläge und Heilung.
Einen guten Einblick geben dieser Filmbericht der ARD und diese beiden Artikel (eins|zwei) der Süddeutschen Zeitung. Oder etwa die Kritik im Spiegel und dieser Artikel in der ZEIT. Und dieser Filmtipp des BR. WDR2 führte ein Interview mit dem Protagonisten Dr. Langer. Und zum Abschluss noch ein Beitrag des RBB.
Die Filmemacher antworten in einer FAQ (pdf) auf die aufgeheizte Diskussion um ihren Film. Inzwischen hat auch die Klinik auf ihrer Webseite Stellung genommen.
„"Elternschule" zeichnet ein detailliertes Bild und macht die Protagonisten - Eltern und Kinder gleichermaßen - als Individuen mit je eigenen Geschichten sichtbar. Der Film zeigt, wie reaktionär und fehl am Platz Rufe nach Disziplin und Gehorsam sind. Er behauptet auch nicht, dass Erziehung ein leichtes Geschäft wäre. Aber er zeigt auf überzeugende Weise, dass Wissen und Techniken dabei helfen können, aus glücklichen Kindern glückliche Eltern zu machen. Auch aus Zarah, Felix und ihren Müttern und Vätern.“ - Spiegel Online
„Ein Film, der wichtiger nicht sein könnte, zeigt er doch sowohl die Notwendig- keit, Eltern wieder in den pädagogischen Diskurs mit einzubeziehen, als auch, wie gefährlich die (pädagogischen) Freiheiten unserer Gesellschaft im Grunde sind.“ - artechock
"Von einer »Erziehungsmisere« in unserer Gesellschaft ist immer wieder die Rede. Lehrer klagen über unaufmerksame, respektlose Schüler. Eltern sind verunsichert: Autoritär wollen sie nicht erziehen – aber wie dann? Für diese Orientierungslosigkeit finden die Regisseure ein schönes Bild – einen Irrgarten: Aus der Vogelperspektive wäre der richtige Weg leicht zu erkennen, steckt man jedoch mittendrin, rennt man womöglich immer wieder in Sackgassen." - epd Film
„Die oft langwierigen Therapien werden von den Fachleuten auch für Laien verständlich erklärt, und die Familien werden auf dem Weg in ein besseres Miteinander mit der Kamera begleitet. Dabei wird deutlich, dass es nicht genügt, Symptome zu behandeln, sondern dass das Familiengefüge ganzheitlich betrachtet werden muss. Fazit: Sehenswert!“ - Family
Oft begibt sich die Kamera auf Augenhöhe der Kinder. Ohne Kommentar und geduldig beobachtend entwerfen Adolph und Bücheler auf diese Weise auch das Bild einer Gesellschaft, die im Umgang mit ihren Kindern fundamental verunsichert ist.“ - Filmdienst
„Neu ist das nicht, aber trotzdem schwierig, denn das ist das Thema der Elternschule - hier lernen die Erwachsenen Autorität. Sobald sie anfangen, damit sinnvoll umzugehen, wird für beide Seiten die Erziehung klarer. Dann sehen nicht nur die Eltern glücklicher aus, sondern die Kinder auch.“ - Süddeutsche Zeitung
"So präzise und aufschlussreich sind seine Erkenntnisse über Macht- und Manipulationsdynamiken, dass auch Kinderlose etwas lernen können.“ - Hamburger Abendblatt
„Es ist die große Stärke des Films, entgegen dem Zeitgeist auf Ausdeutungen und Schuldzuweisungen zu verzichten. Das ist auch gar nicht nötig – Eltern, die diesen Film sehen, werden sich ohnehin hinterfragen.“ - Die ZEIT
Regie Ralf Bücheler, Jörg Adolph (Dokumentarfilm)
Kamera Daniel Schönauer
Musik Spiritfest
DE 2018, 112 Min., dtF