In den frühen 30ern des letzten Jahrhunderts war Stefan Zweig einer der bekanntesten Schriftsteller des deutschen Sprachraumes, ein vielgereister Intellektueller, der deutlich gegen den aufkommenden Nationalsozialismus Stellung bezog, der schon 1934 auch in Österreich – Zweig lebte damals in Salzburg – sicht- und spürbar war. Als sein Haus nach einer Denunziation wegen Verdachts auf Waffenbesitz durchsucht wurde, fuhr er zwei Tage darauf nach England. Bald reiste er weiter nach Brasilien, wo man ihn wie einen Staatsminister empfing (und ihm ein lebenslanges Visum schenkte). Nach vielen weiteren Reisen wird er 1940 nach Brasilien zurückkehren, um sich kurz darauf, gemeinsam mit seiner jungen Frau das Leben zu nehmen.
Es ist schon eine ziemliche Überraschung, wenn der grantelige „Brenner“-Darsteller Josef Hader in Maria Schraders zweitem Film den sensiblen, intellektuellen Stefan Zweig darstellt. Aber was gegen den Strich erscheint, geht wunderbar auf. Barbara Sukowa – sie spielt Zweigs früh geschiedene erste Frau, zu der er aber immer Kontakt hielt – und Josef Hader gelingen einige starke, dichte Szenen. Wie viele Intellektuelle, welche die 20er Jahre mitgemacht haben, war Stefan Zweig ein früher „Europäer“, der aber am Verlust seiner geistigen Heimat zerbrochen ist.
Das Drehbuch schrieben Maria Schrader und Jan Schomburg, die gemeinsam schon – mit Maria Schrader in der Hauptrolle – den Film ,Vergiss mein Ich‘ gemacht hatten. Für Oiver Kaever war ,Vor der Morgenröte‘ in seiner Spiegel-Kritik „einfach einer der besten Filme des Jahres“.
Regie Maria Schrader
Drehbuch mit Jan Schomburg
Kamera Wolfgang Thaler
Musik Cornelius Renz, Tobias Wagner
DarstellerInnen Josef Hader, Aenne Schwarz, Barbara Sukowa, Mathias Brandt, André Szymanski
AT/FR/DE 2016, 106 Min., dtF, ab 0