Kennen Sie seinen Film ,Domino‘ von 1982 mit der jungen Katharina Thalbach? Mit der er kurz zuvor „rüber gemacht“ hatte. Oder genauer: Aus der DDR ausgewiesen worden war … und dabei seine Ehefrau zurückgelassen hatte…?
Falls nicht, wie wäre es mit ,Lieber Thomas‘, einem poetisch-wahnsinnigen Filmporträt über den immer unangepassten Regisseur und Autor. 1945 als Sohn eines hohen Beamten (mit vielen Ämtern, aber auch Herausgeber) geboren, in den Sechzigern wegen seiner Beteiligung an den Protesten zur Untersützung des Prager Frühlings im Gefängnis gesessen, hat er im Westen klar gemacht, dass es hier keinen Deut besser ist. Legendär wurde sein Auftritt beim Empfang des bayerischen Filmpreises 1981, als er in München vor den CSU-Granden inklusive Franz Josef Strauß seiner Ausbildungsstätte dankte: Der Filmhochschule der DDR.
Andreas Kleinert, der selbst in der DDR aufgewachsen ist und dort das Filmhandwerk gelernt hat, zeigt diesen Thomas Brasch in starken Schwarzweiß-Bildern, wie Brasch sie mochte, als einen ebenso charmanten wie sperrigen Vollblut-Künstler – nie mit seiner Umgebung zufrieden und noch weniger mit sich selbst – geliebt von den Frauen und doch dazu verdammt, mit keiner glücklich zu werden und dann … bei der Arbeit an einem Riesen-Roman … früh zu sterben. Eine Rolle, die Albrecht Schuch mit ganz viel Künstlersein füllt.
Regie Andreas Kleinert
Drehbuch Thomas Wendrich
Kamera Johann Feindt
Musik Jens Quandt
Besetzung Albrecht Schuch, Jella Haase, Peter Kremer, Claudio Magno, Joel Basman
DE 2020, 157 Min., dtF, ab 16