In seinen Essays spricht Jan Philipp Reemtsma über das Unbehagen an einer Zivilisation, zu der die Gewalt als mögliche, eventuell attraktive Lebensform gehört – nicht aus niederen Instinkten, sondern aus Bedenkenlosigkeit oder dem Versprechen vermeintlicher Grandiosität. Seine „Helden“-Essays sind voller gedanklicher Überraschungen, an denen er die Leserinnen und Leser wie im Gespräch teilnehmen lässt.
Der Film ,Der Mann, der Libety Valance erschoss‘ läuft im Anschluss. Im Spätwestern von John Ford spielt James Stewart einen Anwalt, der zum Helden einer kleinen Westernstadt wird (und später zum Senator in Washington). Dabei war es doch John Wayne, der den unerträglichen Aufschneider Lee Marvin in den Staub schickte.
„A good cast is worth repeating“: Dieser Film zeigt James Stewart, John Wayne und Lee Marvin in Rollen (und die drei muss man ja erstmal zusammen bringen wollen!), als wäre das „Image“ der Darsteller exakt für diesen Film gemacht gewesen.
Jan Philipp Reemtsma: „Helden sind klassischerweise die, die aufräumen, bevor die Zivilisation kommt und man Anwaltskanzleien eröffnet und in Kaffeehäusern über Helden schreibt. Heldengeschichten bis hin zu Batman etc. gehen immer auf dieses Muster zurück. ,Der Mann, der Liberty Valance erschoss‘ ist eine Heldengeschichte und eine Geschichte, wie eine Heldengeschichte gemacht wird.“
Regie John Ford
Drehbuch James W. Bellah, Willis Goldbeck und Dorothy M. Johnson (nach ihrer Kurzgeschichte)
Kamera William H. Clothier
Musik Cyril J. Mockridge, Alfred Newman
DarstellerInnen James Stewart, Lee Marvin, John Wayne, Vera Miles
US 1962, 123 Min., engl.OmU, ab 12