Als Walt Disney 1942 die Filmwelt mit seinem fünften großen Animationsfilm überraschte, der übrigens erst zu Weihnachten 1950 in die deutschen Kinos kam, war die Geschichte des Rehkindes Bambi weder von ihm, noch von den zahlreichen Drehbuchautoren, die fünf Jahre lang an dem Film gearbeitet hatten. Erfunden hat die Geschichte, wie das Rehkitz Bambi im Wald aufwächst, der österreichische Schriftsteller und Naturkenner Felix Salten im 1923 veröffentlichten gleichnamigen Buch.
Man mag sich fragen, warum Disney (jetzt nicht mehr der Mann Walt Disney, sondern der heutige Konzern) nicht auch ,Bambi‘ als Realfilm neu aufgelegt hat, wie er es ja mit vielen seiner Zeichentrick-Klassiker in den letzten Jahren getan hat. Die Antwort ist banal: Es ist einfach sehr schwer. Dazu müssen Tiere Dinge tun (Klartext: Szenen einspielen), die zumindest ungefähr (und manchmal ganz genau) dem entsprechen, was im Drehbuch steht…
Wie hat es also der französische Regisseur Michel Fessler gemacht, der jetzt einen Film vorlegt, der Saltens Geschichte von „Bambi“ als Spielfilm mit Tieren erzählt?
Nun, da hat ihm Muriel Bec geholfen. Schon als Kind hatte sie ihrem Hund die tollsten Sachen beigebracht. Heute leitet Muriel Bec das „Terre Animale“, einen großen Park in einem noch größeren Waldgebiet in der Nähe von Orléans, wo hunderte von Tieren quasi wild leben können … und … wenn Nachfrage besteht, von ihr die Dinge lernen, die ein Film gerade braucht. Dany Boon, Alain Chabat, Yvan Attal und viele andere französiche Filmemacher waren schon da, um ihre Hilfe in Anspruch zu nehmen. So kommt es dass…
Bambi wird im Frühling geboren, (steht sofort auf, wie es die Rehe tun) und wächst schnell heran. Bald hat es in einer Krähe, einem Kaninchen und einem Waschbär Freunde gefunden. Ein weibliches Rehkitz lernt Bambi auch kennen. Ich glaube, es hat sich verliebt! Seine Mutter weist Bambi auch auf die gefährlichen Tiere hin: besonders Schlangen und Wölfe.
Eines Tages im Herbst entpuppt sich der Mensch als das gefährlichste Tier im Wald. Jäger töten die Mutter und Bambi muss alleine schauen, dass es überlebt. Auch wenn sein Vater, ein stolzer Hirsch, ihm ab und zu hilft, Bambi muss lernen, sich den Gefahren im Wald zu stellen.
Anders als bei Disney und im Buch von Felix Salten sprechen die Tiere in Fesslers Film nicht direkt. Senta Berger als Erzählerin legt ihnen schon mal den einen oder anderen Gedanken in den Mund. Dieses neue Tierfilm-,Bambi‘ hat nicht die gefühlsmäßige Wirkung (auf die Tränendrüsen) wie Disneys Klassiker, sondern es ist ein Besuch in der Natur, wie man ihn selten findet.
Drehbuch, Regie Michel Fessler
nach dem Roman von Felix Salten
Kamera Daniel Meyer, Patrick Wack
Musik Laurent Perez del Mar
Tiertrainerin Muriel Bec
Erzählerin Senta Berger
FR 2024, 78 Min., dtF, ab 0